Ein Vierkanthof, ein Wirtschaftsgebäude und eine Kapelle, umgeben von Obstbäumen bilden ein bäuerliches Ensemble im lockeren Dorf-Verbund von Schmiding in Oberösterreich. Der südliche Teil des Grundstückes sollte als Bauplatz für ein Wohnhaus für eine junge Familie dienen. Der Bauplatz, ehemals als Kälberweide genutzt (und als „Kälbergarten“ bezeichnet), grenzt an der Südseite an eine mäßig befahrene Straße. Dem Konflikt von sonniger Südseite und wenig attraktiver Aussicht sollte mit einem vorgelagerten Innenhof begegnet werden. Als Grundform diente ein gemauertes Geviert von 15 x 16 m, dessen Proportion dem Vierkanthof entnommen wurde. Die Hälfte dieses annähernden Quadrates nimmt dabei das eigentliche Wohnhaus ein, die andere Hälfte bildet den Innenhof.Alle Aufenthaltsräume orientieren sich zu diesem Hof.
Das Wohnhaus besteht aus einer zweigeschoßigen Holzriegel-Konstruktion mit Pultdach, dessen höhere Seite nach Süden orientiert ist. Das gemauerte Geviert ist in monolithischer Ziegelbauweise errichtet und bildet auf drei Seiten die Außenwand des Wohnhauses. Diese Bauweise kann auch als Referenz an die Scheunentrakte des Vierkanters gelesen werden, deren Wände aus geschlossenen, allenfalls mit vertikalen Lüftungsschlitzen versehenen Ziegelmauern gebildet werden und deren offene Dachkonstruktion und innere Tragstruktur aus Holzbalken
besteht.
Das Korbbogenmotiv der großen Scheunentore findet sich in gleicher Weise beim Wirtschaftsgebäude und Vierkanthof wieder. Das Grundmaß von 3,4 m Breite und ca. 3,8 m Stichhöhe wurde ehemals von den Fuhrwerken für Heu- und Strohtransport bestimmt. Die Toröffnungen des Wohnhauses besitzen dasselbe Grundmaß, hier allerdings mit einer anderen Aufgabe: die Tore sind mit vertikalen Holzstäben in 2,5 cm Abstand versehen. Sie bilden mit ihrer Semitransparenz einen Filter zur Außenwelt. Sie können aber auch, je nach Sonnenstand und wechselndem Bedürfnis nach Privatheit oder Anschluss an das Dorfleben, vollkommen aufgeschoben werden. Die südgerichtete Straßenfront des Gebäudes zeigt mit ihren zwei symmetrisch angeordneten Toren dem Dorf ein prägnantes Gesicht: mal mit geöffneten, mal mit geschlossenen Augen.
Credits
Team FLA: Kardelen Karakartal
Fotos: © Bruno Klomfar